Opa will ein Smartphone

Telefonieren, Chatten, surfen, spielen, shoppen, mailen, Fotos knipsen oder den Partner fürs Leben finden: Das Smartphone ist schon lange nicht mehr nur ein Telefon. Die Möglichkeiten der Nutzung sind schier unendlich. 78 Prozent der Schweizerbevölkerung im Alter zwischen 15 und 74 Jahren besitzen ein Smartphone, das entspricht umgerechnet rund 4,9 Millionen Personen. Der Alltag ohne Smartphone ist kaum mehr vorstellbar. Ob Apple, Samsung oder Nokia, wir alle hantieren täglich an unseren mobilen Geräten.  Wirklich wir alle ? Nicht ganz. Eine kleine Gruppe, vornehmlich Senioren, meistern ihren Alltag nach wie vor ohne Smartphone. Welche Zauberformel wenden sie an? Könnte es auch sein, dass sie insgeheim von einem Smartphone träumen, aber nicht den Mut aufbringen sich eins zuzulegen? Genau diese Situation kann ich bei meinem 81 jährigen Opa feststellen.

Opa wohnt und lebt in Hamburg, nicht gerade um die Ecke. Opa ist Witwer, total auf sich alleine gestellt. Naja nicht ganz, da gibt es ja noch uns. Aber Opa hat etwas nicht, was wir schon lange haben: Er hat kein Smartphone, noch nicht. Opa will sich nämlich eines zulegen. Die Rolle als Dinosaurier möchte er los werden, unzwar so schnell wie möglich. Doch er hadert mit sich, ist überfordert bei der Wahl eines passenden Models. Verständlich bei diesem überwältigendem Angebot. Ausserdem hat Opa keinen blassen Schimmer von digitalen Medien, was ihn zusätzlich verunsichert. Aber ist die Sache mit dem Smartphone überhaupt eine gute Idee ?

Na klar! Angenommen Opa würde über ein Handy verfügen, was könnte er damit alles Tolles anstellen? Erst einmal wäre jegliche Art von Kommunikation möglich. Sei es eine kurze Nachricht wie „Ich komme später“ via WhatsApp oder SMS. Opa könnte Fotos empfangen aber auch selber verschicken. In seinem Sportclub wäre er endlich in seinem Gruppenchat dabei. Natürlich hätte er auch Zugang zum Internet. Ankunfts- und Abfahrtszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel könnte er mit wenigen Klicks innert kürzester Zeit raussuchen.  Sowohl online Zeitung lesen als auch Musik hören wären möglich. Nach Herzenslust online in Austellungskatalögen zu stöbern, sich Bilder anzuschauen, – für ihn als Kultur Liebhaber ein wahres Vergnügen! Viel schief gehen, kann kaum etwas. Als Problem könnte sich lediglich bei der Bedienung des Smartphones eine Situation ergeben, die ihn überfordert und er das Ganze frustriert abbricht. Die Vorzüge eines Smartphones blieben in diesem Fall für ihn ein Traum. Aber hier ist noch nicht Ende Gelände. Selbst dann kann er stolz behaupten, er habe es zumindest probiert. Opa hat also bei der Smartphone-Sache nichts zu verlieren. No risk no fun !

1 Kommentar

  1. Schöner Eintrag. Sie verfügen über eine flotte Schreibe und scheinen Ihren Opa zu mögen. Der Beitrag liest sich gut, und doch bleiben Fragen offen wegen seiner offenen, unbestimmten Ausrichtung. Hat er denn nun eins gekauft oder denkt er noch nach? War es das Ziel Ihres Beitrags, ihn sozusagen indirekt zu einem Kauf zu motivieren, indem Sie für ihn über die alternative Daseinsform mit Mobiltelefon nachdenken? Das wird nicht ganz klar. Klar ist, dass Sie finden, er habe nichts zu verlieren. Allerdings wirkt es dann (vlt nur auf mich?) ironisch, wenn Sie ein Beispiel wie »Ich komme später« bereits als Kommunikation und Anschaffungsgrund nennen. Wieso hatte er so lange keins? Ist Vereinsamung eines der Probleme? (Sportverein) etc.

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